Nanas von Niki de Saint Phalle

20. Mai 2021 | Informatives, Kunst

Kennst Du die Nanas von Niki de Saint Phalle? Das war eine französisch-amerikanische Künstlern. Von 1930 – 2002 hat sie in Frankreich, der Schweiz, Italien und den USA gelebt. Geboren ist sie in Frankreich als zweites von 5 Kindern. Cathérine Marie-Agnes Fal de Saint Phalle, so der Geburtsname, wird von ihrer Mutter als Kind Niki genannt. Später nimmt sie diesen Namen als Künstlernamen. Der Vater war ein adeliger Bankier. Im Börsencrash 1929 verlor die Familie ihr gesamtes Vermögen. Die Mutter war Amerikanerin.

Mit 19 Jahren heiratete Niki einen Amerikaner und brannte mit ihm durch. Sie bekamen 2 Kinder. Mit 30 Jahren verließ sie ihn und die Kinder und widmete sich nun ganz ihrer Kunst. Im gleichen Jahr zog sie mit dem Schweizer Künstler Jean Tinguely zusammen. Mit dem sie von nun an auch künstlerisch zusammen arbeitete.

Ihre ersten Nanas entstanden

Weltberühmt wurde Niki mit ihren üppigen, bunten, runden, tanzenden Frauenfiguren. Die „Nanas“, die Fröhlichkeit und Leichtigkeit ausstrahlen (siehe Foto oben). Ihre ersten Nanas entstanden 1965. Zuvor hatte Niki sich mit verschiedenen Rollen der Frau künstlerisch auseinander gesetzt. Sie schuf die Hexe, Nonne, Hure, Braut etc.

Ihre ersten Nanas waren noch aus Wolle und Stoff auf Drahtgeflecht. Sie hatten bewegte Körperhaltungen und schienen das Leben nicht so ernst zu nehmen. Die Nanas waren ein extremer künstlerischer Wandel im Werk der Künstlerin. Als 11-jährige von ihrem Vater mißbraucht, landete sie im Alter von 23 Jahren in einer Psychiatrie. Dort begann sie nach mehreren Elektroschocks zu malen und beschloß fortan ohne akademische Ausbildung Künstlerin zu werden.

„Ich wurde Künstler, weil es für mich keine Alternative gab“

Wenn man ihr Leben und Werk betrachet kann wohl sagen dass sie sich mit ihrer Kunst selbst geheilt hat. Ihre frühen Werke sind noch von enormer Wut und Aggression gekennzeichnet. Sie schoß z.B. mit einem Gewehr auf Gipsbilder, hinter denen sie bunte Farbbeutel angebracht hatte. So sah es aus, als ob das Bild blutete. Sie machte richtige Happenings, bei denen die Besucher auf ihre Bilder schießen konnten bis sie „tot waren“. Diese Werke nannte sie „Tirs“.

Durch ihre Schießbilder werden Mitglieder der Künstlergruppe „Nouveaux Réalistes“ auf sie aufmerksam. Sie wird als einzige Frau Mitglied der Gruppe, der einige bekannte Künstler wie z.B. Yves Klein und Marcel Duchamp angehören. Von da an stellt sie mit ihnen zusammen aus und wird schnell weiter bekannt. 

Schwarze Nana, 1965, Sprengel Museum

Alle Macht den Nanas

Mit 35 Jahren hatte sie dann endlich ihren Schmerz überwunden und es entstanden neue, fröhliche Figuren, ihre Nanas. Ihre Ausstellung 1967 in Amsterdam nennt sie „Alle Macht den Nanas“ und ist davon überzeugt: „die bessere Lösung für diese Welt ist die Herrschaft der Frauen … die Lösung aller Probleme durch Freude“.2

Die Nanas von Niki sind ein Symbol für das Urweibliche. Wenn man frühe Funde von weiblichen Skulpturen sieht, wie z.B. die fast 30.000 Jahre alte kleine Skulptur „Venus von Willendorf“, so sind ihre Nanas von den üppigen Formen her gar nicht so unähnlich. Niki tranportiert die Üppigkeit in eine neue, moderne, bunte Form. Nikis Nanas sind viel größer, haben meist einen kleineren Kopf und sie haben bewegte Körperhaltungen. Ihre späteren Nanas entstehen aus Polyester, einem Material, was es erlaubt neben den bunten, kräftigen Farben Skulpturen für den Aussenbereich zu gestalten. Sie liebte dieses Material, jedoch wußte sie damals noch nicht um seine Giftigkeit. Bei der Herstellung hat sie sich mit den Dämpfen ihre Lunge schwer verätzt.

Nanas im Tarotgarten in der Toskana

Ihr größtes Werk war ihr „Tarotgarten“ in der Toskana. Als Vorbild diente ihr der Park Güelle von Gaudi in Barcelona. In der Toskana gestaltete sie mehrere riesige, begehbare Skulpturen. Ihre Inspiration bekommt sie bei den Tarot-Karten. So gibt es z.B. die Sonne, den Teufel oder den Hohepriester. Das Zentrum bildet eine riesige „Nana-Sphinx“, die Kaiserin, in der sie jahrelang selber wohnte. Der Tarotgarten, den sie entworfen hat, war in der Ausführung ein Gemeinschaftswerk von ihr und ihren Mitarbeitern. Darunter auch ihr 2. Ehemann Jean Tinguely, ein schweizer Bildhauer und Vertreter der kinetischen Kunst, mit dem sie viele Jahre zusammen künstlerisch arbeitete. Ihr bekanntestes gemeinsames Werk ist der Strawinsky Brunnen in Paris.

Nanas von Niki in der Grotte in Hannover

Nikis letztes großes Werk in Europa war die Gestaltung der Grotte in den Herrenhäuser Gärten in Hannover. Das ist eine historische Grotte, die sie anlässlich der Weltausstellung 2000 neu gestaltete. Die Grotte besteht aus 3 Räumen. Sie wurde in unterschiedlichen Farben mit Spiegelscherben dekoriert. Darin waren die Nanas von Niki und zahlreiche Reliefs angebracht. Auch zwei Brunnen. Niki war Ehrenbürgern der Stadt. Sie vermachte dem Sprengelmuseum in Hannover um die 400 Werke von ihr. Die Fertigstellung der Grotte erlebte sie nicht mehr. Im Alter von 71 Jahren starb sie in San Diego, Kalifornien an den Folgen ihrer Krankheit.

Warum ich hier über Niki schreibe? Sie hat mich mit ihren fröhlich-bunten Nanas inspiriert meine „Nana Therapie“ zu entwickeln.

(Quellen: 1 Film Peter Schamoni, „Wer ist das Monster- Du oder ich?“,  2 Bettina Schürmann „Niki de Saint Phalle, die Lebensgeschichte, Prestel 2011, Bildnachweis: alle Fotos © Claudia Dedden)

1 Kommentar

  1. Faszinieren Dich Nanas genauso wie mich? Schreib mir gerne in den Kommentar

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