Was ist Kunsttherapie?

6. Mai 2021 | Informatives, Kunsttherapie

Du fragst dich: was ist Kunsttherapie? Kunsttherapie gehört neben Musik- und Tanztherapie zu den kreativen Therapien. Sie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, bei der du in der Therapiestunde etwas gestalten kannst. Du kannst malen, zeichnen oder plastizieren. Ich schaue mir dann mit dir gemeinsam dein Werk an und gebe dir eine Rückmeldung zu dem, was ich wahrnehme. Dabei bewerte ich nicht, sondern gebe nur meinen Eindruck wieder. Ganz neutral. Du kannst dich mit allem zeigen, was dir wichtig ist. Dadurch werden in dir Prozesse angeregt, die dir helfen können dich besser zu fühlen.

So kannst du im Dialog mit mir schrittweise Lösungswege für deine Themen erarbeiten und neue Verhaltensweisen üben.

Du denkst vielleicht: “Ich kann gar nicht malen” ? Das macht nichts. Im Gegenteil, denn dann kannst du nach Lust und Laune spielerisch gestalten und experimentieren. Es geht nicht darum, dass du “malen kannst”. Es geht darum, dass du lernst, deine Gefühle auszudrücken. Ausdruck lindert Druck. Vielleicht fehlen dir die Worte. Dann kann es dir helfen, wenn du deine Gefühle malen kannst.

„Wenn Worte fehlen sprechen Bilder“

Deine Seele kennt den Weg. Und sie kann ihn dir wunderbar mit Farben und Formen zeigen. Stell dir vor, du kommst raus aus dem Gedankenkarussell und nimmst endlich deine Gefühle wahr. Das ist wie eine Abenteuerreise zu dir selbst. Auf einmal erlebst du etwas, was du noch nie erlebt hast.

Alles gerät ins Fließen. Und du siehst Lösungen, wo vorher keine waren. Du schaffst es, deine Sichtweisen zu VERÄNDERN.

Ein Vorteil von Kunsttherapie ist, dass du deine Themen aus einem anderen Blickwinkel betrachten kannst. Du schaust von einer anderen Perspektive darauf und entdeckst auf einmal neue Dinge.

Du spürst verborgene Gefühle und lernst deine unbewußten „inneren Bilder“ auszudrücken.

Was macht man in der Kunsttherapie?

In deiner Kunsttherapie-Stunde fängst du an, etwas zu gestalten. Wenn du nicht weißt, was du malen sollst gebe ich dir eine Anregung. Vielleicht leite auch ich eine Meditation an und du gestaltest, was du in der Meditation gesehen hast. Anschließend beginnst du ganz entspannt zu malen. Oder zu töpfern. Je nachdem was du gerne magst.

Wenn du ein Thema hast, was dich gerade sehr beschäftigt, zeigt es sich von ganz alleine in deinem Bild. Das ist wie ein Dialog mit deinem Unterbewusstsein. Mit etwas Abstand betrachtet, sieht das Bild ganz anders aus, als das innere Bild in deinem Kopf. Deine Ideen fließen vom Kopf durch den Arm in deine Hand und aufs Papier. Das kann dich entlasten.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass in dem Wort Handlung die HAND steckt? Wenn du ins Handeln kommst, verändert sich etwas in dir. Es stärkt dich. Spielerisch und ohne Leistungsdruck lernst du im geschützten Raum dich künstlerisch auszudrücken.

Dabei kannst du Handlungsalternativen für schwierige Situationen ausprobieren und später in deinen Alltag übernehmen. Du kannst neue Verhaltensweisen üben. Das ist wie ein Probehandeln, ein “so tun als ob” in für dich schwierigen Situationen.

Ein Beispiel aus der Praxis:

In der Therapie gestaltet eine ängstliche Klientin sich selber aus Ton. Ausserdem gestaltet sie ihre Angst: Es ist ein Angstmonster. Im Gespräch fällt ihr auf, dass sie selber nicht gerade steht. So kann sie dem Angstmonster nicht gut begegnen und fühlt sich ohnmächtig. Sie formt sich selbst um. Nun hat sie eine gerade Haltung angenommen. Zudem vergrößert sie ihre Füße, was ihre Standfestigkeit erhöht. Als sie das Monster näher betrachtet, fällt ihr auf, dass es gar nicht mehr so schlimm aussieht. Ihre Angst in der Brust wird schon weniger. Es sieht sogar irgendwie freundlich aus. Als sie in der Pause ihre Skulptur abdeckt, verliert das Angstmonster seinen Kopf. Es gibt keine Zufälle. Nun hat es jeden Schrecken verloren. Sie freundet sich mit ihrer Angst an. Nach der Stunde hat sie eine neue, freundschaftliche Beziehung zu ihrer Angst gefunden. Tatsächlich hat sie seitdem weniger Ängste im Alltag.

Dieses Probehandeln verändert die Nervenbahnen in deinem Gehirn. So kannst du später, wenn es “darauf ankommt”, leichter handeln wie du es möchtest. Wie im Beispiel oben kannst du dich deiner Angst nähern. Und sie genauer betrachten. Und dabei verliert sie ihren Schrecken.

Dabei steht dir verschiedenes Material zur Verfügung:

Zum Beispiel Papier, Kreiden und flüssige Farben. Du kannst auch malen, töpfern, Collagen erstellen, 3-dimensionale Objekte bauen, fotografieren, zeichnen, mit Fingerfarben, Filz, Stein, Wolle, Holz oder anderen Materialien arbeiten…

Welches Material du nimmst bleibt dir überlassen. Wichtig ist, etwas zu TUN. Du suchst dir ein Material aus mit dem du dich gerne beschäftigst und wozu du gerade Lust hast. Und dann fängst du einfach an…

Für wen ist Kunsttherapie geeignet?

Sie ist für jeden geeignet, der sich gerne künstlerisch betätigt. Du musst nicht unbedingt krank sein. Vielleicht möchtet du einfach etwas für dich tun und zur Ruhe kommen. Oder du möchtest resilienter werden. Resilienz bedeutet, du bist nicht mehr so schnell gestresst, wenn etwas von aussen auf dich trifft, was dich belastet. Gerade in diesen unsicheren Zeiten ist das für Viele sehr wichtig. Damit stärkst du dein Immunsystem und du wirst weniger krank.

Es ist egal wie alt du bist. Kunsttherapie funktioniert bei Kindern, jungen Menschen, Erwachsenen und Senioren gleichermassen gut. Wenn du körperliche und seelischen Beschwerden hast kannst du dich mit kreativer Gestaltung stärken. Viele körperliche Beschwerden haben ihre Ursachen im seelischen Bereich. Es gibt so viele psychosomatische Erkrankungen. Und deshalb ist es wichtig da mal genauer hinzuschauen. Erst wenn die Seele heilt kann auch der Körper heilen…

Bei welchen Erkrankungen und Situationen wird sie eingesetzt?

Wie bei anderen psychotherapeutischen Verfahren kann dir der künstlerische Ausdruck bei vielen Leiden helfen:

Bei Ängsten, Depressionen, Stress oder zum Stressabbau. Bei Belastungen durch die Corona-Pandemie. Wenn du einen Burnout hast und zur Burnoutprophylaxe, bei Erschöpfung und chronischer Müdigkeit. Nach einer Krebserkrankung, bei körperlichen Veränderungen und der Auseinandersetzung mit dem Tod. Zur Biografiearbeit, der Verarbeitung von Trauer, Trauma und nach einer Reha oder einem Schicksalsschlag. Wenn du nochmal ganz neu anfangen willst und als persönliche Entlastung z.B. bei der Pflege von Angehörigen. Nach einem Schlaganfall, bei chronischen Schmerzen und Demenzerkrankungen. Auch bei Adipositas und Übergewicht, Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge Eating kann Kunsttherapie gut helfen. Bei Körperakzeptanzstörungen, Dysmorphophobie, Lipödem oder Lip/Lymphödem und vielem mehr…

Wie funktioniert Kunsttherapie?

Kunsttherapie „funktioniert“ über das Unbewusste. Durch das Gestalten gelangst du an deine inneren Bilder. Diese werden in deiner kunsttherapeutischen Stunde fast wie von alleine sichtbar. Wenn du dein Bild vor dir siehst kannst du leichter darüber reden was dich bewegt und neue Erkenntnisse gewinnen.

Deine Kunsttherapeutin sieht auch Dinge in deiner Gestaltung, die dir nicht bewußt sind. Sie macht dich sanft darauf aufmerksam und kann dich damit unterstützen.

Für viele ist es schon eine Entlastung in einer schwierigen Situation einfach zu gestalten. Wenn du dazu noch ein Gegenüber hast mit dem du deine Arbeiten besprechen kannst, wird vieles klarer.

Beim Gestalten kommst du ganz zu dir. Du wirst ruhiger. Du kannst damit endlich entspannen. Das kann so wohltuend sein wie ein Sommertag. Es kann genauso anregend wirken, Heilungsprozesse anstoßen und Lösungswege öffnen.

Du arbeitest einzeln oder in der Gruppe. Vielleicht möchtest du deine Themen lieber ganz alleine mit deiner Therapeutin besprechen, weil du nicht möchtest, dass andere deine Themen mitbekommen? Dann ist Einzeltherapie für dich das Richtige. Oder bist du eher der Gruppentyp? In der Gruppe geht es auch um das soziale Miteinander. Das kann nochmal andere Perspektiven öffnen. Jeder bringt andere Erfahrungen mit. Und das macht meistens auch noch Spaß :-).

Welche Ziele hat Kunsttherapie?

So individuell wie du mit deinen Themen bist, so individuell können auch deine Ziele sein. Allgemeine Ziele können sein…

– dich zu stärken und lernen, deine Gefühle auszudrücken

– deine Umwelt und schwierige Situationen künstlerisch darstellen

– in Kontakt mit dir und anderen Menschen kommen

– dich mit Bildern leichter ausdrücken können

– deine Selbstheilungskräfte aktivieren

– deine Lebensfreude stärken

– dich entspannen

Findest du dich darin wieder? Vielleicht hast du auch ganz andere Ziele? Wenn du magst, schreib mir eine E-mail, was du erreichen möchtest: kontakt@claudia-dedden.de, ich antworte so schnell wie möglich.

Wer macht Kunsttherapie ?

Kunsttherapie bieten speziell ausgebildete Kunsttherapeuten an. Sie haben in der Regel eine mehrjährige Ausbildung oder ein Hochschulstudium abgeschlossen. Ausserdem verfügen sie über klinische Erfahrung mit Patienten und haben viel an Selbsterfahrung und Eigentherapie absolviert. Um selbstständig in eigener Praxis arbeiten zu können brauchen sie ausserdem noch eine Heilerlaubnis, zum Beispiel den Heilpraktiker für Psychotherapie.

Du findest Kunsttherapie in Praxen für Kunsttherapie, in Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik oder in Rehakliniken. In einigen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Beratungsstellen etc. sind auch Kunsttherapeuten tätig.

Woran erkenne ich einen guten Kunsttherapeuten/eine gute Kunsttherapeutin?

Zum einen ist die Länge der Ausbildung ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Kunsttherapieausbildungen gibt es von 4 Wochen bis zu 5 Jahren. Es versteht sich von selbst, dass man eine so verantwortungsvolle Tätigkeit nicht in 4 Wochen lernen kann. Die großen Kunsttherapieverbände wie der DFKGT haben Standards für Kunsttherapieausbildungen herausgebracht. Die Institute, die sich nach diesen Standards richten stehen für eine hochwertige Ausbildung.

Ein weiteres Kriterium ist sicherlich die Empathie des Therapeuten/der Therapeutin. Wie fühlst du dich, wenn du bei ihm/ihr bist? Die Beziehung zu deinem Therapeuten/deiner Therapeutin ist genauso wichtig wie die fachliche Kompetenz. Denn wenn die Chemie nicht stimmt, wirst du nichts von dir preisgeben. Und das bringt dich nicht weiter.

Ausserdem ist es wichtig, dass er/sie viel Eigentherapie gemacht hat. Denn wie soll dich dein Gegenüber verstehen, wenn er/sie nicht selber vieles von dem erlebt und überwunden hat, was du heute mitbringst?

Fisch getöpfert

Wer bezahlt Kunsttherapie?

Meistens werden die Kosten für Kunsttherapie ausserhalb eines Klinikaufenthaltes nicht von den Krankenkassen übernommen.

Manche Krankenkassen und Zusatzversicherungen erstatten alternative Heilmethoden wie kreative Therapien und Leistungen für Heilpraktikerbehandlungen.

Bitte frage vorher bei deiner Krankenkasse oder Zusatzversicherung nach, ob sie die Kosten für Kunsttherapie übernehmen. Du kannst auch deinen Arzt nach einer Verordnung über Kunsttherapie fragen. Die Kassen können diese Kosten abzüglich eines Eigenanteils von 10% übernehmen. In diesem PDF findest du mehr Infos dazu, wie du eine kreative Therapie finanzieren kannst.

Nach der Kunsttherapiestunde

Du fragst dich wie es dir nach der Sitzung geht? Es kann sein, dass du dich angenehm entspannt und zufrieden fühlst.

Vielleicht hast du auch an einem für dich schwierigen Themen gearbeitet. Dann bist du vielleicht etwas aufgewühlt und musst erst noch darüber nachdenken. Beides darf sein und hat seinen Platz.

Sprich mit deiner Kunsttherapeutin darüber was die Sitzung bei dir bewirkt hat. Sie kann dich dabei unterstützen, dass du deine Erlebnisse besser verstehen und verarbeiten kannst.

Wirkungen und Nebenwirkungen

Wie jede Psychotherapie kann Kunsttherapie positive Veränderungen in deinem Leben bewirken.

Je nachdem wie es dir geht kann das eine Weile dauern. Du kannst dir das wie eine Reise mit verschiedenen Stationen vorstellen. Deine Lebensstationen kannst du nach und nach in der Therapie ansehen und bearbeiten.

Wenn du starke Traumata oder große Ängste hast, kannst du möglicherweise durch ambulante Kunsttherapie überfordert sein.

Dann wäre für dich eventuell ein klinisches Setting besser geeignet. Dein Arzt oder Heilpraktiker kann dir dabei helfen, den besten Weg für dich zu finden.

Du selbst kennst dich am besten und weißt was dir gut tut. Achte gut auf dich und wähle den Weg der sich für dich stimmig anfühlt.

Du möchtest Kunsttherapie gern mal ausprobieren?

Dann komm zu mir in die Praxis in Leverkusen. Ich bin ausgebildete Kunsttherapeutin. Ich habe mehrere kunsttherapeutische Ausbildungen absolviert. Und ein Hochschulstudium am IKT, dem Institut für Kunsttherapie in München. Das ist ein privates Institut, das mit der staatlichen Hochschule HWU in Nürtingen kooperiert. In meiner Ausbildung habe ich sehr viel Selbsterfahrung und Eigentherapie gemacht.

Ausserdem habe ich eine eigene Kunsttherapiemethode entwickelt: die Nana-Therapie. Das ist eine Art dreidimensionale Körperbildarbeit. Dabei können Frauen (und Männer) eine Nana nach ihrem Körperbild gestalten. Das verhilft ihnen zu heilsamen Erfahrungen, besonders zu mehr Selbstliebe und Körperakzeptanz.

Wenn du zu weit weg wohnst ist auch eine Online-Behandlung möglich. Je nachdem aus welchem Grund du kommst, ist ein Gespräch in der Praxis vorher notwendig. Damit kann ich dich besser kennenlernen. Auf dieser Seite findest du mein kunsttherapeutisches Angebot.

Ich hoffe, du kannst dir nun etwas besser vorstellen, was Kunsttherapie ist. Wenn du noch mehr darüber wissen möchtest schreib mir gerne in den Kommentar oder schick mir eine E-mail.

6 Kommentare

    • Vielen dank liebe Sabine, das freut mich sehr. Ich glaube es ist einfach wichtig hier aufzuklären, weil Viele noch nicht wissen, was Kunsttherapie ist.

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  1. Ich finde den Artikel auch sehr gut. Auch die Kontraindikationen sind gut erklärt.

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    • Das freut mich, dass er dir gefällt liebe Hannelore. Das war gar nicht so einfach zu formulieren 🙂

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  2. Sehr informativ und inspirierend, es einfach mal auszuprobieren. Danke, liebe Claudia, für deine wertvolle Arbeit, die ich ja bereits kennen lernen durfte.

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    • Danke liebe Anne für deine Wertschätzung, es hat mir sehr viel Freude gemacht mit dir zu arbeiten 🙂

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