„Ich im Bild – Renaissance trifft Jetzt-Zeit“, künstlerischer Online Workshop

28. Jul 2020 | Informatives, Kunst, Kunsttherapie, Rückblick

Christian der II.

Bild oben: Christian der II., König von Dänemark trifft Edvard Munch

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Vom 15. – 21.6.2020 fand mein erster künstlerischer Online-Workshop „Ich im Bild . Renaissance trifft Jetzt-Zeit“ statt. Bei dem Workshop haben die Teilnehmer*innen ein Selbstportrait im Dialog mit einem Renaissancebild der Kunstsammlungen der veste Coburg auf Leinwand gemalt.

„gesundmitkunst“ in den Kunstsammlungen der Veste Coburg

Der Workshop war Teil des Projekts „gesundmitkunst“. Veranstalterin waren die Kunstsammlungen der Veste Coburg. Es war nicht nur für mich, sondern auch für die Kunstsammlungen eine Premiere online zu arbeiten. Durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Zeit ist die Idee entstanden gemeinsam neue Wege online zu gehen.

Die Kunstsammlungen verfügen über einen bedeutenden Bestand an Porträtbildnissen von Lucas Cranach d. Ä. Per Smartphone, Tablet oder Laptop wurden die Teilnehmer per Zoom von mir angeleitet. Unterstützt wurde ich von der Dipl. Pädagogin Felicitas Harke (Coburg) und Cornelia Stegner, Kunsthistorikerin M.A. von den Kunstsammlungen der Veste Coburg.

Materialpaket für "Ich im Bild"

Die zehn Teilnehmer bekamen vorab von mir ein Materialpaket mit Leinwand, Papier und Farben zugeschickt. Sie suchten sich vorher ein Porträtbild aus den Kunstsammlungen aus, mit dem sie sich im Workshop auseinandersetzen wollten.

Ein Selbstbildnis im Dialog mit einem Renaissance-Porträt gestalten

Ziel war, dass alle Teilnehmenden ein Selbstbildnis im Dialog mit einem Renaissance-Porträt gestalten. Dabei wurde es den Teilnehmern frei gestellt, mehr gegenständlich oder abstrakt zu arbeiten. Nach der Workshop-Woche wurden die entstandenen Werke in einer virtuellen Ausstellung auf der Veste Coburg gezeigt. Der Workshop war eine gelungene Mischung aus Wissensvermittlung, Selbsterfahrung und Resilienzstärkung. Aus gesundheitlicher Sicht sollten während des Workshops Selbstwahrnehmung, ein positives Selbstbild und das soziale Miteinander gefördert werden.

Auf den Bildern unten siehst du zwei Versionen von der „Allegorie des Glaubens“.

Der Workshop fand an 5 Tagen hintereinander für jeweils 2 Stunden statt. Im Wechsel mit Gesprächsrunden wurden verschiedene Übungen erarbeitet und gemeinsam über die entstandenen Arbeiten gesprochen. An einem 6. Tag wurden die fertigen Werke virtuell in den Kunstsammlungen der Veste Coburg gezeigt.

Unten siehst du zwei meiner Werke, die aus den künstlerischen und kunsttherapeutischen Übungen entstanden sind. So haben wir uns dem eigentlichen Leinwandbild genähert. Das erste Bild ist ein Selbstportrait, das mit geschlossenen Augen gemalt wurde. Das zweite Bild zeigt einen Entwurf des Bildes „Allegorie des Glaubens“ mit links gemalt.

Workshop "Ich im Bild"
Workshop "Ich im Bild"
Durch die kunsttherapeutischen Übungen zum Erspüren des eigenen Gesichts und die anschließende malerische Auseinandersetzung beschäftigten sich die Teilnehmenden mit sich selbst. Sie konnten dabei den Fragen nachgehen: Was habe ich gespürt? Wie ging es mir damit? Das gab ihnen die Möglichkeit, sich mit dem eigenen Aussehen, den eigenen Stärken, Wünschen und Eigenschaften künstlerisch auseinanderzusetzen. Sie konnten sich selbst in einem positiven Licht sehen.

Unperfekt sein und Spaß haben

Um die Angst vor dem Bild abzubauen habe ich verschiedene Übungen angeleitet. Unperfekt sein und Spaß haben stand im Vordergrund. So wurde der Druck rausgenommen, ein perfektes Werk schaffen zu müssen. Dadurch entstand eine gelöste Stimmung in der Gruppe. Zusätzlich zu den künstlerischen Übungen erfuhren die Teilnehmer kunsthistorische Hintergründe zu den ausgewählten Werken. Von der Kunsthistorikerin wurden Fragen zur Entstehung der Werke, dem Maler, den Kostümen etc. beantwortet.

Wieder unten siehst du zwei ganz unterschiedliche Interpretationen des Werkes: Sibylle von Cleve. Links jeweils das Original, rechts die Interpretationen der Teilnehmer.

Ich im Bild
Workshop "Ich im Bild"

Da die meisten Teilnehmer in der Nähe der Kunstsammlungen wohnten bot sich ein anschließender Museumsbesuch vor Ort an. Angeregt durch die Begeisterung der Teilnehmer*innen fand nach der virtuellen Ausstellung eine Ausstellung der Werke in den Kunstsammlungen der Veste vor Ort in der Hofstube statt . Hier siehst du einen Blogartikel darüber (link).

Die Idee zum Workshop entstand nachdem wir ehemalige Workshopleiterinnen von dem Projekt „gesundmitkunst“ gefragt wurden, ein Konzept für einen künstlerischen Online-Workshop einzureichen. Schnell habe ich mir in Konzept überlegt, wie man künstlerisch online Wissen zusammen mit gesundheitsstärkenden Elementen vermitteln kann. Durch das Netzwerk Stadtkultur kam ich in Kontakt mit den Kunstsammlungen der Veste Coburg, die schnell von meiner Online-Idee begeistert waren. So entstand diese wundervolle Zusammenarbeit.

Unten zu sehen sind freie Interpretation von Katharina von Bora und Martin Luther.

Neue Wege online gehen

Für mich war es eine sehr bereichernde Erfahrung online zu arbeiten. Vor Ort leite ich seit ca. 15 Jahren künstlerische Workshops und Kurse an. Seit 6 Jahren auch kunsttherapeutische Gruppen. Ich war sehr positiv überrascht, wie viel Atmosphäre online entstehen kann. Und wie sehr man die Teilnehmer spüren konnte. Auch ein positives Gruppengefühl stellte sich schnell ein. Ich bin dankbar, dass alles so gut geklappt und die Technik mitgespielt hat. Und die entstandenen Werke können sich wirklich sehen lassen.

Vielen Dank an die Kunstsammlungen der Veste Coburg, das Netzwerk bayrischer Städte, das Projekt gesundmitkunst, die AOK Bayern, die Medical School Hamburg und das ganze Projektteam.

Ihr alle seid großartig! Es ist toll, dass ihr mit Eurer Arbeit dieses wunderbare Projekt ermöglicht habt. Es hilft den Teilnehmern sich mit Kunst ein Stück weit besser zu fühlen. Ich wünsche mir für die Zukunft dass es noch mehr solche Projekte gibt. Damit noch viel mehr Menschen davon profitieren und was für ihre Gesundheit tun können. Das stärkt das Immunsystem besser als jede Impfung. Nicht nur in Corona-Zeiten so wertvoll!

Auf den Bildern unten sind nochmal Katharina von Bora und Johann der Beständige zu sehen.

Johann von Sachsen

„ … Meine Umsetzung der Vorlage ‚Johann der Beständige‘: Mein Reichtum und meine Macht sind meine Ideen und die Fähigkeit, mich und andere zu begeistern. Das habe ich versucht, in das Bild einfließen zu lassen. Mit Renaissancemalerei bzw. mit Johann dem Beständigen hat es nur insofern etwas zu tun, als dass ich mich eben auch selbst und idealisiert darstelle, bzw. wie ich mich selbst sehe (wenn ich mich wohlwollend betrachte) und gesehen werden möchte. Danke für Deine Begleitung und ermutigende Anleitung durch die letzten 5 aufschlussreichen Tage. Das schöpferische Tun und die Beschäftigung mit mir selbst hat wieder einmal viel in Gang gesetzt innen und außen. Und ich bin ziemlich entspannt und gelassen, auch und gerade, was meine Schwächen angeht. Das will ich mitnehmen!“

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„Das Online-Seminar war sehr gut strukturiert, hat Schwellenängste sofort beseitigt. Wunderbar für mich war, wie es der Leiterin gelungen ist mit Achtsamkeit und Wertschätzung auf die Teilnehmenden einzugehen. Es war eine Bereicherung und hat mich sehr positiv gestimmt. Hoffentlich bis bald in Coburg.“  

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„ Wie geht es mir nun? Sehr wohl fühle ich mich, da die Auseinandersetzung mit dem Bild und dem Thema darstellende Kunst gerade im 16. Jh. seit vielen Jahren mein Schwerpunktthema ist. Sehr viel habe ich über diese spannenden Umbruchszeit geforscht, politisch, gesellschaftlich und sehr geeignete Ausdrucksformen in der Kunst entdeckt. Diese neue Erkenntnis, mich einem Bild und der Person meiner Katharina auf diese Weise persönlich zu nähern, beflügelt mich und eröffnet mir neue Wege, mich weiter und wieder neu mit dieser Zeit zu beschäftigen.“

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„Die Auseinandersetzung mit ‚meiner Kunst‘ ist eine Erfahrung wert gewesen, hat mir aber deutliche Grenzen aufgezeigt. Zusammenfassend hat es Freude bereitet, dennoch hat es mich sehr gefordert. Schön war es lernen zu dürfen, den Umgang mit den verschiedenen Farben zu üben… Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass für mich die Zeit viel zu kurz war. Mir sind so viele Gedanken während der Arbeit gekommen. (…) Gerade gestern ist mir klar geworden, was mir nicht gelungen ist und wie unvollkommen mein Bild ist. Ich möchte es so stehen lassen, mein Bild stellt eine Experimentierfläche dar. Einen Prozess über Tage, glänzend in seiner Unvollkommenheit…Viel Freude hat mir die Gemeinschaft gemacht, die Gedanken und der Austausch. Hervorragend finde ich die Idee, sich Museen und Kunst so zu nähern… Nicht nur mit Wissen und Fakten, sondern mit Ideen und Kreativität, mit Lebendigkeit und neuen Formen. Ein großes Lob an euch alle, die zur Verwirklichung dieses Projektes beigetragen haben, weiter so!“

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„Es war echt ein Glücksfall, dass ich in der Zeitung den Artikel über deinen Workshop gefunden habe. Mein erster Gedanke war damals: ‚Prima, malen!‘, der zweite, therapeutische Aspekt hat mich von Anfang an auch sehr interessiert. Ich bin im Anschluss auf deine Homepage und war beeindruckt. Malen reinigt einfach die Seele. (…) Da kommen alle Facetten des Menschseins zum Vorschein. Als Therapeutin siehst du die Ergebnisse sicherlich noch mit ganz anderen Augen! Das scheint mir auch spannend und bedeutend, wie man das Bild aufgebaut und in welcher Reihenfolge man Dinge gezeichnet hat. Darüber hatte ich mir vorher nie Gedanken gemacht. Ich habe jedenfalls viel beim Malen reflektieren können. Danke für diese Erfahrung, die kostenlose Therapie und deine wertvolle Zeit.“  

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„Es war Anstrengend –  ( Planung im vorhinein etc. ) 

Aufbauend – deine pädagogischen Schritte 

Erkenntnis – Reich ( Wortspiel )  – möchte mehr hier „ Erkennen und Erfahren „  ( Anna von Cleve und ihr Kostüm und ihre Geschichte )

Umsetzbar in die heutige Zeit – oder auch nicht ? 

Zusammen gefasst: es hat Spaß gemacht “

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„Ganz, ganz toll!!!
Ich danke Dir, Claudia. Das war wirklich ein wunderbares Projekt, von dem ich sehr hoffe, dass es Anschluss findet. Meine Erwartungen hat es mehr als übertroffen und die Stimmen der TeilnehmerInnen sprechen eigentlich für sich.“ Cornelia Stegner M.A.

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„Der künstlerische Online-Workshop „Ich im Bild“ war für mich ein neues Format. Ich arbeite gerne online und konnte so meine bisherigen Erfahrungen mit künstlerischen/kunsttherapeutischen Workshops um ein weiteres Format ergänzen. Ich halte dieses Format gerade in Corona-Zeiten als eine sinnvolle Ergänzung zu offline-Angeboten und glaube, dass darin die Zukunft – auch im therapeutischen Arbeiten – liegt.

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Ich war sehr erfreut, wie schnell eine positive Stimmung in der Gruppe entstand und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstand. Es war für mich anstrengend den verschiedenen Ausgangssituationen der Teilnehmer mit zwei psychisch „angeschlagenen“ Menschen gerecht zu werden und gleichzeitig auch unglaublich bereichernd diese Gruppe in dieser einen Woche zu führen. Die Zusammenarbeit mit den Kunstsammlungen der Veste Coburg mit Frau Stegner, meiner Assistentin Frau Harke und dem ganzen Projektteam von gesundmitkunst hat wunderbar geklappt und mir sehr viel Freude bereitet. Ein großes Dankeschön an das ganze Team!“ Claudia Dedden, Workshopleitung

Bilder unten: Allegorie der Liebe und Katharina von Mecklenburg

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